08.03.2022

VERKAUF 2022+ CHANCEN NUTZEN UND VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

Interview von Joe Purtschert, Vize Präsident ASMAS zur neuen Berufsbildung 2022+ (Jahresbericht Berufsschule für Detailhandel Zürich)

DHZ: Herr Purtschert, die Reform Verkauf 2022+ steht vor der Tür. Was erwartet die Detailhandelsbetriebe?

JOE PURTSCHERT: Generell dürfen wir keine Angst vor dieser Reform haben. Das Wichtigste, was auf der Verkaufsfläche bis anhin gemacht wurde, bleibt bestehen: Wir verkaufen Produkte und erfüllen die Wünsche der Kunden. Die grosse Chance dieser Reform ist die Anpassung an die Veränderungen der Kundenbedürfnisse der letzten Jahre. Auch haben sich die Lernenden verändert, die angehenden Detailhandelsfachleute von heute bringen andere Voraussetzungen mit als vor zwanzig Jahren. Einerseits müssen wir im Detailhandel der Digitalisierung der Gesellschaft gerecht werden, andererseits haben wir erkannt, dass die Einkaufserlebnisse auf der Ladenfläche spannender werden müssen, um die heutigen Kunden zufriedenzustellen. Produkte werden an Dienstleistungen gekoppelt, die Anwendung und der Nutzen des Produkts mit Storytelling veranschaulicht, und der Praxisbezug des gekauften Produkts steht im Fokus. Die klassische Bedarfsermittlung wird je nach Branche mit individuellen Anwendungstipps, Spezialanfertigungen, Testmöglichkeiten, Kochrezepten, Wanderrouten, Degustationen und Kombinationsvariationen vervollständigt; wir bieten dem Kunden sozusagen ein Rundumpaket für das Produkt.

Welche Herausforderungen stellen sich bei der Umsetzung der Reform?

Im Zentrum für die erfolgreiche Umsetzung steht die Lernortkooperation: Die Berufsfachschule, die Geschäfte und die überbetrieblichen Kurse sind gemeinsam dafür verantwortlich, dass die Umsetzung und das Erlernen der Handlungskompetenzen gelingen. Die Berufsfachschule liefert den Lernenden branchenübergreifendes, die überbetrieblichen Kurse branchenspezifisches Fachwissen und die Geschäfte die Anwendung auf der Fläche. Viele Betriebe verkaufen schon lange personalisierte Produkte und präsentieren pas14 Verkauf 2022+ sende Erlebnisse dazu. Die Herausforderung praxisorientierte Ausbildung umzusetzen und besteht nun darin, den ganzen Prozess des Lernens zu strukturieren, lernortübergrei fend zu organisieren und adressatengerecht umzusetzen. Für die Realisierung haben wir die Unterstützung der kantonalen Ämter, der Branchenverbände, des Detailhandel Schweiz, und nicht zuletzt hilft der Austausch innerhalb der Branchen.

Was ist Ihr Wunsch für die erfolgreiche Umsetzung der Reform Verkauf 2022+?

Ich freue mich sehr auf die Reform. Alle drei Lernorte müssen nun aber die Chance nutzen und die Verantwortung übernehmen, diese den Lernenden professionelle Werkzeuge mitzugeben, damit diese in der Lage sind, den modernen und anspruchsvollen Kunden souveräne Einkaufserlebnisse zu bieten. Die Ziele sind eine zufriedene Kundschaft und junge, motivierte Detailhandelsfachleute, die auch nach der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt überzeugen können. Mein Wunsch ist es auch, dass die Betriebe die Unsicherheit gegenüber der Reform etwas verlieren. Gerade die ausserordentliche Zeit, in der wir uns immer noch befinden, zeigt deutlich, dass vieles, auch Kreatives, schnell umsetzbar ist. Viele Betriebe mussten letztes Jahr von einer Minute auf die nächste umdenken, umstrukturieren, Lösungen finden, und die meisten haben es – so denke ich – hervorragend gemeistert. Diesen verantwortungsbewussten Elan und das Bewusstsein, dass vieles, was neu scheint, eigentlich schon da ist, sollten wir alle mitnehmen für die kommende Zeit.

JOE PURTSCHERT Inhaber Rigi-Sport AG in Küssnacht, SZ