Die Bindung auf unseren Skis hat einen einfachen Auftrag: Sie soll dafür sorgen, dass unser Skischuh gut hält, wenn jedoch die Kräfte auf unseren Körper zu gross werden, soll sich der Ski lösen. Klingt einfach, ist aber in der Praxis nicht ganz einfach umzusetzen. Das richtige Verhältnis zwischen «Halt» und «Lösen» ist nicht einfach zu treffen. Vor allem, weil sich der Skisport in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat.
News
Weniger Kreuzbandrisse dank neuer Bindungs-Technologie
Bereits letzte Saison hat die Firma Head/Tyrolia eine ganz neue Bindung auf den Markt gebracht – die Full Heel Release Bindung «Protector». Wir haben nachgefragt, was diese Bindung so revolutionär macht, wie sie genau funktioniert und wie sie bei der Kundschaft angekommen ist.
«Wenn man beim Skifahren in Rücklage gerät, passiert es schnell, dass man sich verdreht.» – Lucio Zallot
Einerseits durch das Carving, das mit den taillierten Skis in den 90er Jahre aufgekommen ist. Die Carvingskis ermöglichen es uns, engere Radien zu fahren, wodurch aber auch die Kräfte grösser werden, die auf unseren Körper und vor allem unsere Gelenke einwirken. Und andererseits sind die heutigen Pisten deutlich besser präpariert als noch vor einigen Jahren, was es uns zusätzlich ermöglicht, schneller zu fahren.
Immer mehr Kreuzbandrisse
Diese beiden Entwicklungen haben in der Kombination dazu geführt, dass es immer mehr Kreuzbandrisse gibt. Denn die Bindungen haben mit dieser Entwicklung in der Skitechnik nicht Schritt gehalten und haben sich den veränderten Kräften, die auf unseren Körper wirken, in den letzten rund 20 Jahren nicht angepasst. Das hat dazu geführt, dass insbesondere der Rückwärtsdrehsturz immer häufiger zu Verletzungen geführt hat.
Doch was ist eigentlich ein Rückwärtsdrehsturz? Lucio Zallot, «swisspo»-Experte für Wintersport, erklärt es wie folgt: «Wenn man beim Skifahren in Rücklage gerät, passiert es schnell, dass man sich verdreht. Diese Rotationsbewegung geht primär auf die Knie und wenn sich die Bindung in diesem Fall nicht öffnet, kann es gut sein, dass das Kreuzband reisst.»
180 Grad Auslösung möglich
Head/Tyrolia hat im vergangenen Jahr als erster namhafter Hersteller eine Bindung auf den Markt gebracht, welche auch mehr Sicherheit für Rückwärtsdrehstürze gewährleisten kann. Der Schlüssel dazu ist, dass die Bindung sich auch an der Ferse seitwärts lösen kann und nicht nur wie bis anhin vertikal. Die Ferse der «Protector»-Bindung kann sich im geschlossenen Zustand bis zu 7mm horizontal nach links und rechts bewegen. Durch diese Bewegung können Schläge kompensiert und Fehlauslösungen vermieden werden. Wenn die Kräfte jedoch zu gross werden, dann muss die Bindung den Ski freigeben. Und zwar nicht vertikal wie bis anhin, sondern ebenfalls horizontal, damit die Kreuzbänder entlastet werden. Dies gelingt dem «Protector», in dem der Sohlenhalter um 30 Grad nach aussen schwenkt und den Schuh freigibt. «Die Protector Bindung ist unsere erste Bindung, welche den Schuh wenn nötig über die gesamten 180 Grad freigeben kann», erklärt Lucio Zallot.
Wohl schon bald mehrere Produkte
Die Bindung ist letzte Saison auf den Markt gekommen und ist auf verschiedenen Skis verbaut worden. «Das Feedback der Händler und Kunden ist sehr positiv. Aber natürlich ist die neue Bindung noch längst nicht auf allen Skis der Firma Head drauf, denn schliesslich ist die Bindung auch teurer als eine herkömmlich Bindung. Dem Kunden muss die Sicherheit entsprechend auch etwas Wert sein», sagt Zallot. In diesem Winter sind weitere Modelle mit der «Protector»-Bindung auf den Markt gekommen und auch die SUVA ist auf das Produkt aufmerksam geworden. Das ist keine Überraschung, denn in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck konnte nachgewiesen werden, dass durch die «Protector»-Bindung das Risiko eines Kreuzbandrisses deutlich minimiert werden kann. «Es wird wohl schon bald weitere Hersteller geben, die solche Bindungen auf den Markt bringen. Und das ist auch gut so, denn es ist positiv für den Skisport, wenn die Sicherheit steigt und es weniger Verletzungen gibt», so Lucio Zallot.