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Viel Bewegung im Schweizer Detailhandel

15.07.2024

Manor zurück an ZH-Bahnhofstrasse und Verkauf von SportX – Einschätzung von David Morant, carpathia digital.business.blog.

Bericht von David Morant, carpathia digital.business.blog

Im Schweizer Detailhandel gibt’s viel Bewegung. Am 9. Juli 2024 wurde bekannt, dass Manor ab 2027 an die Zürcher Bahnhofstrasse zurückkehrt ins Jelmoli-Haus und Ochsner Sport 24 der 49 SportX-Filialen übernimmt.

Wir haben im Kurzinterview mit Wirtschaftsredaktor Christopher Gilb von Tamedia unsere Einschätzung zu den laufenden Entwicklungen gegeben. (Originalbeitrag auf tagesanzeiger.ch)

Herr Morant, Manor und Ochsner Sport investieren in den stationären Handel, also den Verkauf in Läden. Ist dieser doch noch nicht tot?

Er hat es sicher nicht einfach. Die Frage ist hier immer ein bisschen, was man für eine Strategie hat. Manor will am stationären Handel festhalten, also müssen sie als Ladenhaus auch relevant bleiben, und dann ist ein repräsentativer Standort wie im Jelmoli-Haus in Zürich wichtig. Manor ist nach eigenen Aussagen leicht profitabel bei stagnierenden Umsätzen. Ähnlich wird die Situation bei Ochsner Sport sein. Wenn es deshalb die Chance auf zusätzlichen Umsatz gibt, wie jetzt durch den Verkauf von SportX, ist es immer wichtig, in die Poleposition zu kommen. Sonst kommt jemand wie Decathlon und schnappt sich die Umsätze weg, oder sie verteilen sich zu stark auf mehrere Händler, und dann hat man auch nichts davon.

Dann ist der Schritt von Ochsner Sport für Sie nachvollziehbar?

Ja, hier geht es auch darum, die bestehenden Kapazitäten im Bereich Logistik oder IT besser auszunutzen. Zudem glaube ich, dass die Migros sehr vorteilhafte Mietkonditionen anbietet. Der Migros ist es doch lieber, wenn sie so einen Teil der Angestellten retten kann, als dass es in den Medien heisst, dass diese alle entlassen werden mussten. Die Übernahme von den SportX-Filialen durch Ochsner Sport ist für mich jedenfalls nachvollziehbarer als die Übernahme der M-Electronics-Filialen durch Media-Markt. Denn Ochsner Sport bietet gerade online sehr viel Fashion im Sportbereich an. Und bei der Bekleidung gibt es viele Retouren, diese können in den Filialen gratis zurückgegeben werden. Also eine gute Kombination von Online- und Stationärhandel. Bei Media-Markt sehe ich den Mehrwert weniger.

Ochsner Sport übernimmt nur gut die Hälfte der Filialen. Für die anderen würden gemäss Migros weitere Verhandlungen laufen. Was wird aus diesen?

Genau, wie auch Media-Markt hat sich Ochsner Sport nur die besten Lagen genommen. Ich denke aber nicht, dass die anderen Filialen ebenfalls von einem Sporthändler übernommen werden. Allenfalls gibt es sogar eine Übereinkunft mit Ochsner Sport, dass sie diesen Bereich exklusiv haben. Eher kämen für die restlichen Flächen Angebote aus dem Bereich Gesundheit oder Schönheit infrage.

Zurück zur Zukunft des stationären Handels. Heute wurde auch bekannt, dass Musik Hug eine neue Filiale am Zürcher Hauptbahnhof eröffnet. Es geht wohl doch wieder aufwärts.

Es ist schon so, dass in den letzten zwei, drei Jahren in der Schweiz sowohl der stationäre als eben auch der Onlinehandel stagnierte. Aus den USA gibt es zudem Anzeichen, dass wieder vermehrt in stationäre Formate investiert wird. Ein Beispiel ist auch der Sportartikelhersteller Nike, der fast nur noch auf den direkten Onlineverkauf und eigene Geschäfte setzen wollte und nun zurückkrebst, weil der Umsatz eingebrochen ist. Jemand wie Manor hat eben die ganze Bevölkerung als Zielgruppe. Kann man als Marke dort seine Produkte anbieten, ist das attraktiv.

Aber Hug bietet doch eher ein spezifisches Sortiment?

Klar, deshalb müssen sie für das zahlungskräftige urbane Publikum sichtbar bleiben. Innenstädte sind dafür nicht mehr so attraktiv, sondern eben Bahnhöfe, die sehr hoch frequentiert sind. Das Gleiche gilt für Ochsner Sport. Die Lebensmittel werden immer noch grösstenteils im Laden gekauft, also muss man dorthin, wo diese gekauft werden, beispielsweise in Shoppingcenter der Migros.

Bei einem anderen wichtigen Namen im Schweizer Detailhandel ist die Zukunft unklar, gemeint ist Globus. Was denken Sie, wie geht es da weiter?

Ich denke, dass die thailändische Central Croup, wie erwartet, Globus komplett übernehmen wird. Das Problem von Globus aber ist, dass die Fokussierung auf hochpreisige und besondere Waren vielleicht in Grossstädten wie Zürich, Genf oder Basel funktioniert. Ich bin mir aber unsicher, ob beispielsweise ein Globus in St. Gallen damit erfolgreich bleiben kann.

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